Mit Daten Barrieren im ÖPV überwinden
Forschungsprojekt OPENER next kombiniert moderne Datenanalyse und bürgerschaftliches Engagement
Mit dem Ziel, die Barrierefreiheit im öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) digital zu verbessern, hat das Forschungsprojekt OPENER next einen wegweisenden Ansatz entwickelt. Gefördert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und unter Mitwirkung der Disy Informationssysteme GmbH zeigt das Projekt, wie moderne Datenanalyse und bürgerschaftliches Engagement neue Perspektiven schaffen.
Barrierefreie Mobilität im ÖPV ist noch nicht selbstverständlich
Treppe statt Rampe, unklare Wege oder schlicht fehlende Informationen: Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, Eltern mit Kinderwagen oder Reisende mit schwerem Gepäck sind Fahrten im ÖPV oft mühsam, wenn nicht sogar unmöglich. Neben barrierefreien Zugängen mangelt es auch deutschlandweit an verlässlichen Daten über die vorhandenen Barrieren an Haltestellen. Diese Daten sind aber sehr wichtig, damit Reisende barrierefreie Reiseketten mit geeigneten Umstiegen planen können. Solche Reiseketten sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur vollständigen Barrierefreiheit, die der Bund 2013 als richtungsweisendes Ziel im Personenbeförderungsgesetz verankert hat. Mit innovativen Ansätzen zur Erfassung und Bereitstellung solcher Daten hat das Forschungsprojekt OPENER next dafür eine wichtige Grundlage geschaffen.
Crowdsourcing: Barrieren per Smartphone erfassen
Rund 50 Attribute sind zu erfassen, um eine Haltestelle umfassend in Bezug auf ihre Barrierefreiheit zu beschreiben – und das in städtischen wie in strukturschwachen Regionen. Die Menge der zu erfassenden Daten und ihre ständige Veränderung durch bauliche Maßnahmen sind eine große Herausforderung. OPENER next hat deshalb auf bürgerschaftliches Engagement gesetzt und die App „OpenStop“ entwickelt. Ganz im Sinne von Crowdsourcing können Bürger:innen mit der App auf ihrem Smartphone die Barriere-Attribute an Haltestellen erfassen und so aktiv zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Um möglichst viele Freiwillige für die Datenerfassung zu aktivieren, hat das Forschungskonsortium während der Projektlaufzeit verschiedene Community-Events veranstaltet.
Modernes Datenmanagement schafft Grundlage für barrierefreien Mobilität
Ein zentraler Baustein von OPENER next war die Sicherung der Datenqualität und Aktualität durch gezielte Prüfprozesse. Die Disy Informationssysteme GmbH brachte dafür ihre Expertise im Datenmanagement ein und entwickelte auf Basis der Datenanalysesoftware disy Cadenza ein leistungsfähiges System zur effizienten Speicherung, Visualisierung und Analyse von Barriereinformationen. Das System importiert die in OpenStreetMap (OSM) erfassten Daten und stellt diese zur Analyse bereit. Diese qualitätsgesicherten Informationen können anschließend vom Zentralen Haltestellenverzeichnis (ZHV), Mobilitätsplattformen und Auskunftssystemen wie HAFAS genutzt werden. Dieser moderne Ansatz ermöglicht die kontinuierliche Erweiterung und Aktualisierung relevanter Daten – ein entscheidender Fortschritt für die barrierefreie Mobilitätsplanung. Zudem wurde die Indoor-Navigation an Bahnhöfen durch neue Navigations- und Routing-Funktionen verbessert.
Preisgekrönte Lösung eröffnet vielfältige Perspektiven
Die entwickelte Lösung bietet neue Ansätze für weiterführende Datenanalysen mit Raumbezug. So lässt sich etwa die Vollständigkeit der Barriere-Attribute von Haltestellen rund um einen Hauptbahnhof analysieren. Anhand eines Demonstrators wurde gezeigt, wie sich die Lösung zum Planungstool für Kommunen, Landkreise oder Verkehrsverbünde ausbauen lässt, um den barrierefreien Umbau von Haltestellen zu priorisieren. Dann könnten demografische und infrastrukturelle Daten kombiniert werden, um die Haltestellen für einen Umbau zu identifizieren, in deren Nähe durch bestimmte Arztpraxen mit einem hohen Aufkommen mobilitätseingeschränkter Bürger:innen zu rechnen ist.
Das mit dem Deutschen Mobilitätspreis 2022 vom BMDV ausgezeichnete Projekt zeigt, wie technologische Innovation und Bürgerbeteiligung Hand in Hand gehen, um die Barrierefreiheit im ÖPV zu verbessern. Zudem verdeutlicht der Lösungsansatz, dass moderne Datenanalyse auch in vielen Bereichen Perspektiven schaffen kann – insbesondere bei der Datenerfassung durch gesellschaftliches Engagement und der Validierung durch OSM. Interessierte können sich per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! an Disy wenden.
Über das Forschungsprojekt OPENER next
Das Verbundprojekt „OPENER next“ wurde von April 2021 bis August 2024 vom BMDV unter dem Förderkennzeichen FKZ 19F2147* mit mehr als 1,7 Millionen Euro gefördert. Unter der Projektkoordination der Technischen Universität Chemnitz waren mehrere Akteure aus Forschung, Verwaltung und Wirtschaft beteiligt, darunter Disy Informationssysteme GmbH, datagon GmbH, DELFI e.V., Hacon Ingenieurgesellschaft mbH, hd Management Consulting GmbH, IVU Traffic Technologies AG, Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH, Smartris Solution GmbH und Technische Universität Darmstadt. Seit 2016 fördert das BMDV im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu datenbasierten digitalen Anwendungen für die Mobilität der Zukunft. Neben der finanziellen Unterstützung fördert der mFUND auch die Vernetzung von Politik, Wirtschaft und Forschung durch verschiedene Veranstaltungsformate.
Weiterführende Informationen
- Webseite Forschungsprojekt OPENER next
- Zur App OpenStop
- OPENER next gewinnt Deutschen Mobilitätspreis 2022
- Tags: Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) Disy Disy Informationssysteme GmbH Geo-IT GEObranchen_de Geodaten-Management Geoinformatik Geoinformation Geoinformationen für die Zukunft Geoinformationstechnologie Geoinformationstechnologie (GeoIT) GEOjobs_de Geoportal Mobilität OpenStreetMap (OSM) ÖPV
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