26
Oktober
2020

Technologien für den Ernstfall: „Live-Lage“ aus der Luft

Neue Verfahren zur Echtzeitdatenauswertung

Geht ein Notruf in der Leitstelle ein, zählt für Feuerwehr und Rettungsdienst jede Minute. Entscheidend dabei, je aktueller und präziser die Informationslage, desto effizienter können Einsätze ablaufen und Menschenleben gerettet werden.

DLR-UAV Credit: DL: DLR (CC-BY 3.0)
DLR-UAV Credit: DL: DLR (CC-BY 3.0)

Im Oktober erprobte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit der Feuerwehr Duisburg den aktuellen Technologiestand im Projekt „Live-Lage“. Die Feuerwehr Duisburg stellte dafür zwei verschiedene Einsatzszenarien nach: Badeunfälle in fließenden Gewässern sowie Schwelbrände mit unklarer Ausbreitung. Ziel war es unter anderem nachzuweisen, dass man mit dem Kamerasystem des DLR sowohl Personen im kalten Wasser, als auch Glutnester zuverlässig erfassen kann. Zum Einsatz kamen dabei auch verschiedene Technologien der Kooperationspartner Eurocommand, JENOPTIK und Quantum-Systems zum Einsatz.

Live-Bilddaten, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten
Live-Bilddaten, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

„Das Institut für optische Sensorsystem bringt in diesem von der DLR-Sicherheitsforschung unterstützten Projekt vor allem seine MACS-Kameratechnologie ein“, erläutert DLR-Projektleiter Ralf Berger, „Hinzu kommen neue Methoden zur Echtzeitdatenauswertung sowie langjährige Erfahrung im Betrieb von unbemannten Luftfahrtsystemen.“

Das im DLR entwickelte Kamerasystem MACS-Micro – eine miniaturisierte Variante des Systems, welches bereits im Himalaya und der Arktis im Einsatz war – wurde für die aktuelle Übung mit einem neuartigen Thermal-Infrarot-Modul ausgestattet.  Anstelle sonst üblicher Videosignale werden vom MACS-Kamerasystem georeferenzierte Luftbilder aufgenommen, an Bord weiterverarbeitet und an die Leitstelle oder den Einsatzleiter vor Ort übertragen.

Team-Foto, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten
Team-Foto, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

Situationserfassung für Zivil- und Katastrophenschutz

OPTSAL (Optical Technologies for Situational Awareness Lab) ist ein Helmholtz Innovation Lab am Berliner DLR-Institut für Optische Sensorsysteme. Gemeinsam mit Endanwendern und Industriepartnern werden hier aktuelle Forschungsergebnisse rund um optische Technologien zur Situationserfassung praktisch nutzbar gemacht - im Zivil- und Katastrophenschutz, bei Polizeieinsätzen oder Großveranstaltungen sowie beim Schutz kritischer Infrastruktur. Entscheidend für den operativen Einsatznutzen sind dabei weniger einzelne Technologien, sondern vielmehr deren Integration in bestehende Prozesse. OPTSAL setzt dabei auf die eigene langjährige Projekterfahrung im Bereich der Sicherheitsforschung sowie das Knowhow zahlreicher Kooperationspartner. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Zusammenarbeit mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben.

Credit: DLR (CC-BY 3.0)
MACS-Thermalbild. Der eingebaute Thermalinfrarotsensor ist so empfindlich, dass er sogar einen Entenschwarm aus 100m Flughöhe detektieren konnte. Credit: DLR (CC-BY 3.0)

Kooperation von Forschung und Zivilschutz

Seit 2018 arbeitet das DLR-Team im Projekt Live-Lage mit der Feuerwehr Duisburg an einem drohnengestützten System zur schnellen Aufklärung von Großschadens- und Katastrophenlagen. Im September 2019 wurde dafür auch eine Kooperation zwischen dem DLR und dem Innenministerium von Nordrhein-Westfalen abgeschlossen. Die Vision ist die ständige Stationierung eines schnell fliegenden UAV auf dem Gelände der Feuer- und Rettungswache 1 in Duisburg. Im Einsatzfall soll das Fluggerät automatisch zur Einsatzstelle fliegen und in Echtzeit aktuelle Lagebilder an die Leitstelle und Einsatzführung übertragen, noch bevor die ersten Einsatzkräfte vor Ort sind. Damit wird eine bessere und schnellere Bewertung der Einsatzlage ermöglicht und eine effizientere Koordinierung der Einsatzkräfte gewährleistet.

Nach dieser erfolgreichen Übung geht es in OPTSAL und dem Projekt Live-Lage nun unter anderem darum, den Automatisierungsgrad aller Technologieelemente zu erhöhen und gemeinsam mit den Partnern zu einem einsatztauglichen Gesamtkonzept weiterzuentwickeln.

 

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