Himalayan Bungy schafft neue Dimensionen des Abenteuertourismus in Rishikesh
Durch die Verwendung von 3D-Visualisierungssoftware vor Baubeginn konnten etwa 200 Arbeitsstunden eingespart werden
Die indische Stadt Rishikesh liegt auf der rechten Uferseite des Ganges in den Ausläufern des Himalayas und ist ein heiliger Ort für Hindus, von denen viele in die Stadt pilgern. Sie ist auch als Welthauptstadt des Yoga bekannt und zieht jedes Jahr Yogis aus der ganzen Welt zum Internationalen Yoga-Festival an.
Doch nicht nur für diese spirituellen Anziehungspunkte, sondern auch für den Adrenalinkick reisen immer mehr Touristen nach Rishikesh. Die Stadt gilt als Indiens Abenteuerhauptstadt und bietet zahlreiche Möglichkeiten für Wildwasser-Rafting, Ziplining und Bungee-Jumping.
Die Ingenieure des Unternehmens Skeleton Consultants aus Noida (Indien) wollten sich in der Abenteuerhauptstadt einen Namen machen und entwarfen den höchsten Bungee-Jumping-Turm Indiens. Um den bisherigen Rekordhalter Jumpin’ Heights, ebenfalls in Rishikesh, in den Schatten zu stellen, musste der neue Turm eine Fallhöhe von mindestens 83 Metern aufweisen.
Himalayan Bungy im Hikers Adventure Park hat diesen Rekord übertroffen. Der Turm, der im April eröffnet wurde, steht auf einem steilen Hügel mit Panoramablick auf den Ganges. Er verfügt über einen 27 Meter langen Ausleger, der über den darunter liegenden Hang hinausragt und so für zusätzliche Höhe sorgt und eine Fallhöhe von 107 Metern ermöglicht. Allerdings war es eine große Herausforderung, an diesem Ort eine stabile Konstruktion zu entwerfen.
„Wir mussten nicht nur auf die architektonische Funktionalität, sondern auch auf die Sicherheit des Entwurfs achten“, so Abhay Gupta, Leiter von Skeleton Consultants. „Die größte Herausforderung waren die Geländebedingungen.“
Der Park befindet sich auf felsigem Gelände in einem erdbebengefährdeten Gebiet, sodass das Team von Gupta ein Bauwerk entwerfen musste, das starken seismischen Aktivitäten standhalten kann. Außerdem herrscht auf dem Gelände oft ein starker Wind von bis zu 180 Stundenkilometern.
Guptas Team erstellte mit der Baustatiksoftware von Bentley ein 3D-Modell, um zu untersuchen, wie ein Turm dieser Höhe durch diese Kräfte beeinflusst werden würde. Auf der Grundlage dieser digitalen Analyse entschied das Team, dass eine Gitterstruktur mit Querverstrebungen an den wichtigsten Punkten den Entwurf am besten für windige Bedingungen optimieren würde. Das Team entschied außerdem, den Ausleger des Turms mit Drahtseilen zu befestigen, um zu verhindern, dass er sich im Wind verbiegt. Um dem Hügel, auf dem sich der Turm befindet, mehr Stabilität zu verleihen und Erdrutsche zu verhindern, plante das Team eine Stützmauer am Fuß des Hügels und zwei Steinmauern entlang des Hangs.
Die Softwareanalyse ergab auch, dass das Bauwerk leichter sein musste, um den Luftwiderstand zu verringern. So wurde das Gesamtgewicht des Turms um fast 25 % gesenkt, und so fünf Tonnen Stahl eingespart.
Kampf gegen die Elemente
Gupta musste außerdem kreativ werden, um große Bauteile für die Montage an den relativ abgelegenen Standort des Parks zu liefern. Die Einzelteile des Turms wurden in einer etwa 40 Kilometer entfernten Werkstatt hergestellt und mussten über schmale Straßen zum Park transportiert werden. Aus diesem Grund musste Gupta seinen Entwurf so abändern, dass er kleinere Bauteile verwendete, obwohl größere Komponenten vor Ort optimal gewesen wären.
Khushbu Davda, Gründer des Unternehmens M/s Studio Emergence Mumbai, das als Architekturbüro für das Projekt verantwortlich war und die Masterplanung für verschiedene andere Erweiterungen des Hikers Adventure Park übernommen hat, sagte, dass diese Anpassung seitens Guptas kreativ und notwendig war.
„Es ging um die Frage, wie man in einer solchen Umgebung bauen kann“, sagt Davda. „Und die Zeit war auch entscheidend, denn wenn es erst einmal regnet in Rishikesh, dann regnet es wirklich.“
Die Arbeiten am Turm begannen Anfang 2022, und es galt, ein stabiles Fundament für den Turm zu errichten, bevor im Juni die Monsunzeit begann, die die Gefahr von Erdrutschen birgt.
Schon vor der Regenzeit war das Vorhaben mit schwierigen Bedingungen verbunden. Mit zunehmender Höhe des Turms wurde der Wind zu einem immer größeren Problem, sodass es für das Team, das jede Schraube und Mutter von Hand anziehen musste, immer gefährlicher wurde. Um den Bauablauf effizienter und sicherer zu gestalten, plante das Team strategisch die genaue Reihenfolge, in der die einzelnen Komponenten angehoben und montiert werden sollten.
Laut Gupta verzögerten sich die Bauarbeiten aufgrund von Regenfällen um etwa zwei Monate. Die Verspätung wurde jedoch zum Teil durch die Entscheidung seines Teams, sich während des Entwurfsprozesses auf innovative digitale Lösungen zu stützen, wieder aufgeholt. Durch die Verwendung von 3D-Visualisierungssoftware zur Optimierung des Turmentwurfs vor Baubeginn konnten insgesamt etwa 200 Arbeitsstunden eingespart werden.
Das Bungee-Erlebnis
Neben der statischen Integrität war auch ein angenehmes Design, das den Bungee-Springern ein sicheres Gefühl vermittelt, von größter Bedeutung. Besucher betreten eine Lobby im Erdgeschoss und haben die Möglichkeit, über eine Treppe oder einen Aufzug zur Hauptplattform des Turms zu gelangen, wo Bungee-Master den Springern zur Seite stehen. Für Personen, die Freunde und Familienmitglieder, die einen Sprung planen, unterstützen wollen – oder für diejenigen, die sich angesichts des Sprunges aus 107 Metern Höhe dazu entschließen, einen Rückzieher zu machen –, gibt es eine Zuschauerlounge.
Auf den sozialen Medien-Konten von Himalayan Bungy sind Videos von Abenteurern zu sehen, die „Indiens höchsten Bungy“ auf ihrer Wunschliste abgehakt haben, seit der Turm im April für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Einige machen selbstbewusst einen Salto von der Plattform, andere lehnen sich rückwärts in den freien Raum, und wieder andere werfen sich mit ausgebreiteten Armen wie Flughörnchen in den Himmel.
Unabhängig vom Stil waren diese Adrenalinjunkies vielleicht überrascht, als sie erfuhren, dass das Team, das für den Entwurf und den Bau des Turms verantwortlich war, seine Aufgabe als genauso mutig betrachtete wie den Sprung von dieser Plattform.
„Vom ersten bis zum letzten Tag war es eine aufregende Erfahrung“, meinte Gupta.
Autorin: Jana Miller
Jana Miller ist bei Bentley Systems als Senior Managerin für Produktmarketing im Bereich Strukturanalyse tätig. Sie ist verantwortlich für die Erstellung konsistenter Botschaften, Inhalte und Programme zur Förderung der Software für Bentleys Angebote in den Bereichen Strukturanalyse und -entwurf, Rohr- und Schiffsentwurf und -analyse sowie Offshore-Windkraft-Strukturanalyse und -entwurf. Miller verfügt über 25 Jahre Erfahrung im taktischen und strategischen Marketing mit Schwerpunkt auf technischer Marketingkommunikation, sozialen Netzwerken und Veranstaltungen.
Weitere Informationen: de.bentley.com
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