19
November
2024

Digital gegen Gewalt: BMBF-Forschungsprojekt InGe entwickelt innovative Meldeplattform

Plattform ermöglicht systematische Erfassung und Analyse von Gewaltvorfällen im öffentlichen Dienst – ein wichtiger Schritt für den Schutz der Beschäftigten

Das Forschungskonsortium InGe hat im Beisein des Innenministers Thomas Strobl den Prototyp einer digitalen Meldeplattform für Gewaltvorfälle im öffentlichen Dienst vorgestellt. Die Plattform basiert auf der Software disy Cadenza und bietet erstmals die Möglichkeit, sowohl strafbare als auch nichtstrafbare Vorfälle zu erfassen und auszuwerten. Für den operativen Einsatz ist allerdings ein weiterer Ausbau des Systems erforderlich.

Bildrechte: Polizei BW
InGe Konsortium und Projektbeirat bei der Vorstellung der Projektergebnisse des BMBF-Forschungsprojekts InGe im Beisein des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Ministers des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg Thomas Strobl. Bildrechte: Polizei BW

Gewalt im öffentlichen Dienst gezielt erfassen und analysieren

Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst nimmt seit Jahren zu. Während strafbare Handlungen durch die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) erfasst werden, bleiben respektlose und bedrohliche Verhaltensweisen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze oft unberücksichtigt – obwohl auch sie erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen haben können. Um hier ein klares Lagebild zu schaffen, startete 2022 das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „InGe“. Ziel war die Entwicklung einer umfassenden Meldeplattform, die auch nichtstrafbare Vorfälle erfasst und eine Datenbasis für gezielte Präventionsmaßnahmen schafft.

Bildrechte: Disy Informationssysteme GmbH
Konzeption der neuen Meldeplattform für Gewaltvorfälle im öffentlichen Dienst. Bildrechte: Disy Informationssysteme GmbH

Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz im Fokus

Der Prototyp dieser Plattform bietet Beschäftigten des öffentlichen Dienstes eine einfache Möglichkeit, Gewaltvorfälle zu melden – ob als betroffene Person, Zeuge oder mit Hilfe einer Vertrauensperson. In der Entwicklungsphase wurden zahlreiche Interviews mit Mitarbeitenden der Kommunalverwaltung geführt, um die Plattform bestmöglich auf die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen. Durch ein flexibles Fragensystem können Vorfälle in unterschiedlicher Detailtiefe beschrieben werden, während ein durchdachtes Rollen- und Rechtesystem den Datenschutz und die Vertraulichkeit der Daten gewährleistet. Die Erhebung und Auswertung erfolgt mithilfe der Datenanalyse-Software disy Cadenza, die flexiblen und benutzerfreundlichen Analysen und Lagebilddarstellungen in übersichtlichen Dashboards ermöglicht.

Bildrechte: Disy Informationssysteme GmbH
Zusammengefasste Meldung eines Gewaltvorfalls in der Meldeplattform auf Basis von disy Cadenza – Darstellung basiert auf Demodaten. Bildrechte: Disy Informationssysteme GmbH

Meldeplattform für Gewaltvorfälle überzeugt im Praxistest

Im Frühjahr 2024 wurde der Prototyp in ausgewählten Behörden der Stadt Offenburg und im Ostalbkreis getestet. Die Rückmeldungen der Nutzenden waren durchweg positiv. Besonders hervorgehoben wurden die intuitive Bedienbarkeit der Plattform und die Möglichkeiten zu datengestützten Analysen. Gleichzeitig wurde angeregt, die Plattform für weitere Gewaltphänomene zu erweitern, um so ein umfassenderes Lagebild zu erhalten und gezielte Präventionsmaßnahmen entwickeln zu können. Dafür dient auch die im Projekt aufgebaute InGe-Präventionsdatenbank, die geeignete Maßnahmen beschreibt und ihnen spezifische Gewaltvorfälle zuordnet. Die Einteilung der Maßnahmen nach den gleichen Kriterien wie bei der Erfassung der Vorfälle erleichtert die gezielte Suche und Auswahl passender Präventionsmaßnahmen und unterstützt somit die präventive Arbeit.

Bildrechte: Disy Informationssysteme GmbH
Beispiel für ein Dashboard zu Gewaltvorfällen – dargestellt mit disy Cadenza unter Verwendung von Demodaten. Bildrechte: Disy Informationssysteme GmbH

Perspektiven für den operativen Einsatz

Mit dem Projektabschluss im September 2024 steht ein praxistauglicher Prototyp zur Verfügung, der erstmals ein umfassendes und systematisches Lagebild zu Gewaltvorfällen im öffentlichen Dienst ermöglicht. Der Prototyp wurde im Beisein des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Ministers des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg Thomas Strobl vorgestellt. Innenminister Strobl würdigte die innovative Arbeit des Forschungskonsortiums und betonte die Relevanz der Plattform für den Schutz der Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Für den operativen Betrieb sind jedoch weitere Entwicklungsarbeiten erforderlich, um die Plattform optimal an die Bedürfnisse von Kommunen und Landesbehörden anzupassen. Ebenso müsste über die Betriebsoptionen entschieden werden. Dabei ist auch die Möglichkeit einer Software-as-a-Service-Lösung für Kommunen oder große Einzelbehörden aus technischer Sicht vielversprechend.

Bildrechte: Gemeinsame Zentralstelle Kommunale Kriminalprävention
Auszug aus der im Forschungsprojekt entwickelten InGe-Präventionsdatenbank. Bildrechte: Gemeinsame Zentralstelle Kommunale Kriminalprävention

Über das Forschungsprojekt InGe

Das Projekt „Lagebildinstrument zu Gewalterfahrungen von Beschäftigten im öffentlichen Dienst (InGe)“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Anwender - Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit II“ gefördert. Die Entwicklung der Meldeplattform erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen der Gemeinsamen Zentralstelle Kommunale Kriminalprävention (GeZ KKP), dem Centre for Security and Society (CSS) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und dem Softwareunternehmen Disy Informationssysteme GmbH. Ziel des Projekts war es, eine sichere, praxistaugliche und datenschutzkonforme Lösung zur Erfassung und Analyse von Gewaltvorfällen im öffentlichen Dienst bereitzustellen und so langfristig die Präventionsarbeit zu stärken.

Bildrechte: Disy Informationssysteme GmbH
Die Projektpartner des vom BMBF-geförderten Forschungsprojekts InGe. Bildrechte: Disy Informationssysteme GmbH

Weitere Informationen

    Webseite des Forschungsprojektes InGe
    Sicherheitsforschungsprogramm des BMBF
    Webseite Disy Informationssysteme GmbH
    Disy Beitrag zum Forschungsprojekt InGe

Alle News im Monat: 11-2024

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