10 Jahre landesweite Artenkartierung Amphibien und Reptilien
Erfolgreiches Citizen-Science Projekt in Baden-Württemberg
Vor zehn Jahren startete das ehrgeizige Projekt, landesweit die Verbreitung der Amphibien und Reptilien in Baden-Württemberg mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen zu erfassen. Im Fokus stehen 10 Amphibien- und 3 Reptilienarten, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie* von europaweiter Bedeutung sind und in Baden-Württemberg leben. Anlässlich der Jubiläumsfeier heute in Rastatt würdigte Staatssekretär Dr. Andre Baumann, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg die bundesweit einmalige Idee der Koordinatoren und Projektpartner und vor allem das Engagement der rund 580 Ehrenamtlichen in dieser Zeit, die die Umsetzung des ambitionierten Projektes erst möglich gemacht haben.
Der Zustand der Amphibien und Reptilien ist besorgniserregend
„Die Situation bei Amphibien und Reptilien ist besorgniserregend, wie die Rote Liste zeigt. Die landesweite Artenkartierung liefert uns wichtige Daten, um gezielt sinnvolle Schutzmaßnahmen für die bedrohten Arten umzusetzen“, so Baumann. „Ganz besonders möchte ich das großartige Engagement der vielen Ehrenamtlichen würdigen, die dieses Projekt erst ermöglichen. Die Landesweite Artenkartierung Amphibien und Reptilien ist ein großer Erfolg. Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, das Projekt um weitere sechs Jahre, bis 2030, mit einer Fördermittelzusage von 787.000 Euro verlängern zu können“, betont Baumann.
Besseres Wissen über die Verbreitung der Arten
Das Projekt wird seit April 2014 von der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg geleitet und gemeinsam mit der beim Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart (SMNS) angesiedelten Koordinierungsstelle und den Projektpartnern vorangetrieben. Rund 100.000 Datensätze wurden in dieser Zeit erhoben. Stand heute wurde rund 93 Prozent der Landesfläche kartiert. Vorkommen und Aktivität der Reptilien und Amphibien können nun in sehr hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung für Baden-Württemberg dargestellt werden.
Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW Landesanstalt für Umwelt betont: „Die Hauptarbeit dieses Projektes liegt bei den zahlreichen Ehrenamtlichen, die mit großem persönlichen Einsatz kartieren und ihre lokalen Kenntnisse zu den unterschiedlichen Amphibien- und Reptilienarten für das Projekt zur Verfügung stellen. Ihre Zählungen sind Grundlage für wichtige Entscheidungen in der Naturschutzverwaltung. Ohne ihr Fachwissen und ihre Zeit hätten wir als Landesverwaltung viele Datenlücken nicht schließen können. Das Citizen-Science-Projekt hat sich zu einem unverzichtbaren Instrument für den Artenschutz entwickelt. Nur bekannte Artvorkommen können auch geschützt werden.“
Besserer Datenbestand darf nicht über den Rückgang der Population hinwegtäuschen
Mit dem Projekt wurde ein sehr guter und aktueller Datenstand zur Verbreitung der heimischen Amphibien und Reptilien in Baden-Württemberg ermittelt. Dieser umfassende Datenbestand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Population vieler Amphibien und Reptilien stark zurückgeht, wie in der Roten Liste Baden-Württembergs ersichtlich ist. Im langfristigen Trend zeigt die Rote Liste einen starken Rückgang bei der Zauneidechse. Außerdem ist der Trend beim Grasfrosch und der Gelbbauchunke ebenfalls stark rückläufig.
Beobachtet werden auch die Auswirkung des Klimawandels auf manche Arten. In einigen Regionen wandern beispielsweise Spring- oder Grasfrösche früher als üblich zu ihren Laichgewässern. Im Stuttgarter Raum unterbrechen die Mauereidechsen immer öfter ihre Winterruhe.
Netzwerk des Wissens
„Die ehrenamtlichen Kartierenden sind Expertinnen und Experten für ihre Arten vor Ort und können mittlerweile zuverlässig einschätzen, wann welche Aktivitäten zu erwarten sind. Das Projekt hat ein einzigartiges Netzwerk des Wissens kreiert, das für den wissenschaftlichen Naturschutz und für die Forschung von unschätzbarem Wert ist“, so Professor Dr. Lars Krogmann, wissenschaftlicher Direktor des Staatlichen Museums für Naturkundemuseum Stuttgart.
Artenkennerinnen und Artenkenner gesucht
Über 80.000 Menschen in Baden-Württemberg engagieren sich freiwillig im Naturschutz. Auch in Zukunft können Artenkennerinnen und Artenkenner bei dem Projekt mithelfen. Fachkundige Personen können sich über das LUBW-Internetportal Landesweite Artenkartierung (LAK) bewerben. Jeder kann mitmachen und so weiter zum Wissen der Arten in Baden-Württemberg betragen, und sich so für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen.
Alle erfassten und fachlich geprüften Daten fließen in eine zentrale Datenbank, auf deren Basis aktuelle Rasterkarten erstellt und im LUBW-Internetportal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Weitere Informationen: www.artenkartierung-bw.de
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