12
Juni
2023

25 Jahre Copernicus – eine Erfolgsgeschichte

Die Informationen der sieben Sentinel-Satelliten sind unter anderem Grundlage für die Erforschung und Überwachung des Klimawandels, Anwendungen in der modernen Landwirtschaft sowie den Katastrophenschutz.

Credit: European Union, Copernikus Marine Service data
Anomalie der Meeresoberflächentemperatur im Mittelmeer und vor der Atlantikküste der Iberischen Halbinsel und Nordafrikas. Bild Credit: European Union, Copernikus Marine Service data

Was im Jahr 1998 unter dem Namen „Global Monitoring for Environment and Security“ (GMES) begann, ist heute das größte und erfolgreichste europäische Erdbeobachtungsprogramm: Am 8. Juni 2023 feiert Copernicus nun seinen 25. Geburtstag. Die Informationen der derzeit sieben Sentinel-Satelliten des Programms sind unter anderem Grundlage für die Erforschung und Überwachung des Klimawandels, aber auch für Anwendungen in der modernen Landwirtschaft sowie den Katastrophenschutz. Die Daten dienen zudem als Grundlage für wichtige internationale Übereinkommen zum Umwelt- und Klimaschutz, etwa im Rahmen der Klimakonferenzen der Vereinten Nationen (UN) und der UN-Nachhaltigkeitsziele.

Rückenwind für das Pariser Klimaabkommen und den EU Green Deal

Am 1. Juni 2023 vermeldete der Copernicus Atmosphärendienst für dieses Frühjahr außergewöhnlich viele Waldbrände auf der globalen Nordhalbkugel. Vor allem in Spanien, Kanada und Russland waren die Brände für die Jahreszeit besonders intensiv und sorgten zum Teil für Rekord-Kohlenstoffemissionen. Auslöser waren anhaltende Trockenheit und ausbleibende Niederschläge in den betroffenen Regionen. Der Copernicus Klimawandeldienst berichtete für das Jahr 2022, dass die Sommertemperaturen in Europa mit 1,4 Grad Celsius über dem europäischen Durchschnitt die höchsten seit Beginn der Aufzeichnungen waren. Auch die Erwärmung der umgebenden Meere erreichte einen neuen Höhepunkt, während in den Alpen mit fünf Kubikkilometern ein Rekordverlust an Eismasse verzeichnet wurde. Insgesamt erwärmte sich der europäische Kontinent in den letzten Jahrzehnten doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt.

Diese Beispiele zeigen, welche Bedeutung die Daten und Analysen von Copernicus für die Überwachung und den Nachweis von Klima- und Umweltveränderungen hat. Die Berichte und Informationen rücken das Thema nicht nur in den Fokus der Öffentlichkeit, sondern nehmen auch Einfluss auf politische Entscheidungen, wie etwa die Abkommen im Rahmen der UN-Klimakonferenzen. Im Anschluss daran sind die Daten von Copernicus und anderen Satellitenmissionen unerlässlich, um die Einhaltung der Beschlüsse - wie etwa des Pariser Klimaabkommens – zu überwachen und durchzusetzen.

Auch der EU Green Deal, in dem sich die Europäische Union verpflichtet, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden, wird hierdurch unterstützt. Die Copernicus-Daten helfen zudem bei der Planung und dem Monitoring von notwendigen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in Europa und bei Greening-Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität in der Landwirtschaft. Dazu gehören etwa der Erhalt von Dauergrünlandflächen oder die Anlage von Gewässer-, Blüh- oder Waldrandstreifen. Copernicus liefert außerdem Informationen über den Zustand von Ackerböden und Feldfrüchten, sowie deren Nährstoffversorgung. Hierdurch kann beispielsweise Dünger gezielter und sparsamer eingesetzt und damit Böden und Gewässer entlastet werden.

Katastrophendienst hilft bei Erdbeben in der Türkei und Jahrhundertflut im Ahrtal

Bei Naturkatastrophen wie dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien im Februar 2023 oder dem Jahrhundert-Hochwasser im Juli 2021, bei dem Teile von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen überflutet wurden, wird der Copernicus Katastrophen- und Krisenmanagement-Service (CEMS) aktiv. Er unterstützt Hilfskräfte und regionale Behörden mit Kartenmaterial, auf denen die aktuelle Lage vor Ort zu erkennen ist. Die Satelliteninformationen leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Planung und Koordinierung der Hilfs- und Rettungsmaßnahmen in den betroffenen Gebieten, die zum Teil von der Außenwelt abgeschnitten sind. Zudem werden die Copernicus Warndienste bei Überflutungen (EFAS, GLOFAS) und Dürren (EDO, GDO) fortlaufend verbessert, um die frühzeitige Erkennung und räumlichen Eingrenzung von Katastrophenrisiken zu ermöglichen. So ermöglicht etwa eine frühzeitige Warnung bei Dürrekatastrophen eine rechtzeitige Bereitstellung von humanitärer Hilfe.

Von GMES zu Copernicus

Die Geschichte des Erdbeobachtungssystems Copernicus begann im Jahr 1998 mit der Unterzeichnung des Baveno Manifesto. Das Manifest hebt die Bedeutung von Umweltüberwachung für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel, nachhaltiger Entwicklung und ziviler Sicherheit hervor. Das daraus entstandene Programm wurde zunächst als Global Monitoring for Environment and Security (GMES) bezeichnet und später in Copernicus umbenannt. Der Name erinnert an den Astronomen und Mathematiker Nikolaus Kopernikus, der im Jahr 1543 das heliozentrische Modells unseres Sonnensystems erstmals beschrieben hat.

Bereits im Jahr 2005 wurde auf der ESA Ministerkonferenz in Berlin mit dem Beschluss der ersten weltraumgestützten Erdbeobachtungskomponente von Copernicus der Grundstein für das erfolgreiche Sentinel-Satellitenprogramm gelegt. 2014 startete mit Sentinel-1A die erste Mission in den Orbit.

Copernicus – ein gemeinsames Programm von EU und ESA

Copernicus ist ein gemeinsames Programm der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Die EU betreibt mit dem Programm satellitengestützte Informationsdienste für Landoberflächen (CLMS), Ozeane (CMEMS), Atmosphäre (CAMS), Katastrophen- und Krisenmanagement (CEMS), Klimawandel (C3S) und zivile Sicherheit (CSS). Grundlage dieser Dienste sind sechs Satellitenfamilien, die so genannten Sentinels - zu Deutsch „Wächter“, die von der EU zusammen mit der Europäische Organisation zur Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) betrieben werden. In Copernicus werden auch Satellitendaten von Dritten einbezogen, so etwa Daten der deutschen Satelliten TerraSAR-X, TanDEM-X. Datenportale wie die „Copernicus Data and Exploitation Platform – Deutschland“ – kurz CODE-DE – sichern Nutzern einen unkomplizierten Zugang zu den Erdbeobachtungsdaten.

In Deutschland ist das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) federführend für Copernicus verantwortlich. Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR in Bonn begleitet das europäische Erdbeobachtungsprogramm im Auftrag des BMDV auf europäischer Ebene und unterstützt deutsche Nutzerinnen und Nutzer mit konkreten Maßnahmen.

 

 

Alle News im Monat: 06-2023

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