09
Januar
2023

Schwimmende Photovoltaik-Anlagen können Beitrag zur Energiewende in Baden-Württemberg leisten

Übersicht Potenziale auf Baggerseen im Energieatlas veröffentlicht

Schwimmende Photovoltaik-Anlagen (Floating-PV) können einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leisten. Das zeigt eine Potenzialstudie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme. Die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hat das Potenzial für infrage kommende Gewässerflächen auf Baggerseen in aktiver Auskiesung im Land aufbereitet und stellt diese seit heute im Energieatlas Baden-Württemberg übersichtlich zur Verfügung.

© Fraunhofer ISE
Wirtschaftlich-praktisch erschließbares Floating-PV-Potenzial der 69 als geeignet eingestuften Baggerseen in Auskiesung in Baden-Württemberg, bei einer maximalen Belegung von 45 Prozent der Seefläche. Die Anzahl der als geeignet eingestuften Baggerseen ist der jeweiligen Region vermerkt. © Fraunhofer ISE

Oberrheingraben birgt viel Potenzial für Floating-PV

„In Baden-Württemberg weist insbesondere der Oberrheingraben eine hohe Dichte von aktiv betriebenen Baggerseen und damit eine Vielzahl von potenziellen Flächen für schwimmende Photovoltaik-Anlagen auf“, sagt Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW. Kieswerkbetreiber und Kieswerkbetreiberinnen können mit den Karten schnell einschätzen, ob ihr See generell dafür infrage kommt. Mithilfe eines Ampelsystems für geeignete und bedingt geeignete Baggerseen wird das theoretische Potenzial im Energieatlas visuell dargestellt. Dieses liegt für die 71 ermittelten Baggerseen je nach betrachtetem Szenario** zwischen 0,28 bis 1,13 Gigawatt peak* (GWp).

© Fraunhofer ISE
Flächenscharfe Auswertung eines Baggersees in Auskiesung in Hinblick auf schwimmende Photovoltaik. Die grün eingefärbte Fläche ist geeignet, die gelb eingefärbte bedingt geeignet und die rote ungeeignet für die Installation einer Floating-PV-Anlage. © Fraunhofer ISE

„Diese Berechnungen dienen als erste Orientierung für Planer und Kieswerkbetreiber und können eigene Planungen mit sachverständigen Anbietern nicht ersetzen“, erläutert Dr. Maurer den Fokus der Veröffentlichung.

Zwischenzeitlich wurden vom Bundesgesetzgeber für schwimmende PV-Anlagen konkrete Vorgaben für einen maximalen Bedeckungsgrad des Gewässers von 15 Prozent und einen Mindestabstand zum Ufer von mehr als 40 Metern festgelegt, um so vorsorglich die Gefahr einer möglichen ökologischen Beeinträchtigung der Gewässer zu minimieren. Diese bundesrechtlichen Vorgaben führen in der Praxis zu einer deutlichen Reduktion der tatsächlich nutzbaren Seefläche.

Kieswerkbetreiber können erzeugten Strom direkt nutzen

„Schwimmende Photovoltaikanlagen können für Kieswerkbetreiber profitabel sein, da sie den erzeugten Strom für den Betrieb ihrer schweren Maschinen direkt nutzen können“, so Dr. Ulrich Maurer. Die Höhe diese selbstgenutzten PV-Stromanteils ist entscheidend für die Rendite des gesamten Anlagenbetriebs, da dieser Anteil mit den vermiedenen Bezugsstromkosten verrechnet und damit höher kalkuliert werden kann als die Vergütung für den eingespeisten PV-Stromüberschuss.

Neben Aufdach- und Freiflächenanlagen hat Floating-PV damit das Potenzial, eine weitere wichtige Säule der Photovoltaik-Stromerzeugung im Land zu werden.

Floating-PV im Energieatlas

Die interaktiven Karten für das Potenzial von Floating-PV auf Baggerseen können im Energieatlas der LUBW auf der folgenden Webseite kostenfrei aufgerufen werden: https://www.energieatlas-bw.de/sonne/sonderflachen.

Mit wenigen Klicks kann überprüft werden, ob eine Nutzung von Solarenergie auf einem Baggersee denkbar ist. Mit Angaben zur Potenzialfläche des Gewässers und des resultierenden Solarpotenzials bieten die Karten eine Übersicht, welches Potenzial für Floating-PV-Anlagen im Land vorhanden ist.

Solarpotenzial in Baden-Württemberg

Das Solarpotenzial auf Baggerseen gliedert sich in eine Reihe informativer Photovoltaik Themen des Energieatlas Baden-Württemberg ein, wie das komplett überarbeitete und aktualisierte Solardachkataster, die Freiflächenphotovoltaik und dem Themenkomplex PV auf Deponien. Das Solardachkataster ist von besonderem Interesse für Bürgerinnen und Bürger und bietet eine Menge Informationen rund um die Photovoltaik auf Hausdächern.
 
Hintergrundinformation
* Einheit Gigawatt peak (GWp)

Die Einheit ‚Gigawatt Peak‘ ermöglicht eine Aussage über die Höchstleistung, die eine Anlage bei idealen Bedingungen erbringen kann, wie guter Sonneneinstrahlung, wenig Beschattung und idealer Ausrichtung der Photovoltaik sowie flächengreifender Nutzung des Baggersees.
 
** Berechnung dreier Szenarien

Im Energieatlas werden drei verschiedene Flächenbelegungsszenarien für die 71 betrachteten aktiven Baggerseen dargestellt:

1.     10 % der Seefläche ist mit PV engräumig belegt, dies würde 0,28 GW ergeben,

2.     45 % der Seefläche ist mit PV engräumig belegt => 1,13 GW

3.     100 % der Potenzialfläche mit ist PV weiträumig belegt => 1,07 GW

Informationen zur Potenzialstudie:

„Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, Flächennutzungspotenzial für schwimmende Solarkraftwerke auf baden-württembergischen Baggerseen in Auskiesung“ sind in der Pressemitteilung des Instituts zu finden:
Am Oberrhein größtes Potenzial für schwimmende PV auf Kiesseen in Baden-Württemberg.

 
Energieatlas Baden-Württemberg

Der Energieatlas Baden-Württemberg bietet frei zugängliche Informationen, Daten und Karten zum Potenzial und den bestehenden Anlagen erneuerbarer Energien. Die zahlreichen Daten können im dazugehörigen Daten- und Kartendienst der LUBW überlagert und so besser verglichen werden. Die durchgeführten Datenselektionen können für eigene weitere Analysen exportiert werden. Der Energieatlas Baden-Württemberg ist ein Informationsportal und stellt kein Planungswerkzeug dar. Lokale, kommunale und regionale Planungen können durch ihn nicht ersetzt werden, er kann diese jedoch unterstützen. Ziel ist es, auf anschauliche Weise über den aktuellen Datenstand zur Energiewende zu informieren.

Weitere Informationen: www.lubw.baden-wuerttemberg.de

Alle News im Monat: 01-2023

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