Reallabor „Smart Region Südbaden“
Testraum für Smart-City-Anwendungen in Südbaden: Das Thüga-Kompetenzcenter Innovation und bnNETZE, Netztochter des regionalen Energieversorgers badenova, starten gemeinsam mit fünf Kommunen ein Smart-City-Reallabor. Projektziel ist der Aufbau und die Umsetzung mehrerer möglichst verknüpfter Smart-City-Anwendungsfälle als „Smart Region Südbaden“ sowie deren Demonstration und Kommunikation in der Thüga-Gruppe.
„badenova baut seit geraumer Zeit eigene digitale Infrastrukturen für das Internet der Dinge in der Region auf und aus“, sagt Paul Spies, Reallabor-Projektleiter auf Seiten bnNETZE. „Wir teilen mit der Thüga das Interesse, den Mehrwert von smarten Anwendungen in den Kommunen erleb- und begreifbar zu machen.“ Dabei bilden die teilnehmenden Kommunen aus dem badenova-Versorgungsgebiet das Spektrum des Thüga-Netzwerks ab. Darin sind nicht Großstädte mit ihren spezifischen Anforderungen die Regel, sondern eine Vielfalt von kleineren und mittleren Kommunen.
Neben Freiburg wollen Breisach, Gundelfingen, Kirchzarten und Lahr intelligente Anwendungen in der Praxis erproben. Die fünf Kommunen planen diese in den Bereichen Mobilität, Gebäude, Umweltschutz und technische Betriebe. „Wir wollen in unserem Reallabor überprüfen, welchen Mehrwert die Smart City den Kommunen und ihren Bürgen bieten können, welche Anwendungsfälle sich technisch umsetzen lassen und ob wir mehrere Datenströme verknüpfen können“, erklärt Spies.
Derzeit gibt es in der Thüga-Gruppe zwei Reallabore, die ausgewählten Stadtwerken und ihren Kommunen ermöglicht, verschiedene Smart-City-Anwendungen vor Ort in die Praxis umzusetzen und zu testen: Neben der Smart Region Südbaden ist das die „Klimastraße“ in Koblenz. „Ein solcher Probelauf vor Ort eröffnet wesentliche Erkenntnisse für den Wandel zur Smart City – oder eben zur Smart Region“, sagt Florian Lieb, neben Paul Spies Reallabor-Projektleiter vom Thüga-Kompetenzcenter Innovation. „Von diesen Erfahrungen können alle weiteren Thüga-Partnerunternehmen für eigene Smart-City-Projekte profitieren.“
Welche Anwendung für welche Kommune?
Um ein individuelles Ranking der für jede Kommune passenden Anwendungen zu bekommen, führte die bnNETZE im Juni und Juli Workshops vor Ort durch. „Das Besondere an unserem Reallabor ist, dass wir die Anwendungsfälle gemeinsam mit den Kommunen erarbeiten“, sagt bnNETZE-Projektleiter Paul Spies. „In den Workshops haben wir mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kommunen, der Gemeindewerke und dem IoT-Dienstleister E-MAKS mögliche Anwendungsfälle gesammelt und priorisiert“. Dabei haben sich alle Beteiligten vor allem die „Bürgerbrille“ aufgesetzt, denn die Smart City, oder in diesem Fall die Smart Region, soll schließlich Mehrwert für die Bürger bringen. Ein weiterer Vorteil: „Wir lernen unsere Kommunen noch besser kennen“, sagt Paul Spies. „Und bieten ihnen eine Plattform, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen.“
Einige intelligente Anwendungen sehen mehrere Gemeinden als sinnvoll an, wie zum Beispiel Pegel-/Füllstandsmeldung, Fernauslesung, Luft- und Lärmmessung sowie Parkraummanagement. „Manche Vorschläge waren auch für uns neu und dabei sehr interessant, diese müssen wir vor Angebotslegung erst auf technische und wirtschaftliche Machbarkeit prüfen“, sagt Spies. Die Umsetzung der Anwendungen in den einzelnen Gemeinden erfolgt sukzessive. bnNETZE ist gerade dabei, die jeweiligen Angebote an die Kommunen fertigzustellen. Ein erster Fall ist schon umgesetzt: Ein LPG-Tank in Lahr verfügt nun über einen Sensor zur Fernauslesung.
„Idealerweise kann man die gewonnenen Daten aus verschiedenen Anwendungsfällen miteinander verschneiden und daraus einen Erkenntnis-Mehrwert gewinnen“, sagt Spies. Ein Beispiel, das momentan noch Zukunftsmusik ist: Sensoren messen im Winter nachts Temperatur und Bodenfeuchtigkeit, so dass der Winterdienst automatisch informiert wird, wenn die Sensoren entsprechende Wetterbedingungen vermelden. Kein Angestellter des Winterdienstes müsste in aller Herrgottsfrühe persönlich das Wetter prüfen.
So geht es weiter
In Planung: Parkraummanagement für Wohnmobil-Stellplätze
Derzeit kommen laufend weitere Ideen und Anregungen zu den bereits identifizierten Anwendungsfällen hinzu – auch vonseiten der Kommunen. „Manche der Anwendungen lassen sich relativ schnell umsetzen“, sagt Spies. „Zum Beispiel das Parkraummanagement von Wohnmobil-Stellplätzen“. Bedarfshaltestellen für einen intelligenteren Bürgerbus einzurichten, gestaltet sich hingegen technisch herausfordernder.
Im neuen Jahr soll der gesamte Testbetrieb starten, er ist für mindestens 18 Monate angesetzt. Anwendungen, die bis dahin noch nicht fertig sind, werden nachgezogen. „Vor allem kleine und mittlere Kommunen in Südbaden unterstützt das Reallabor bei der Digitalisierung und damit im Standortwettbewerb um leistungsfähige Unternehmen“, sagt Florian Lieb. „Und saubere Luft, weniger Lärm und mehr Komfort, zum Beispiel durch einen Bürgerbus, machen diese Regionen auch für Familien noch attraktiver.“
Ein zweites Thüga-Reallabor wird derzeit ebenso aufgebaut: Mit der Klimastraße im Zentrum von Koblenz testen die Energieversorung Mittelrhein und das Thüga-Kompetenzcenter Innovation gemeinsam mehrere intelligente Anwendungsfälle und verbinden diese miteinander: Parkraumüberwachung, Ladeinfrastruktur, Emissions- und weitere Sensorik.
Weitere Informationen: www.thuega.de
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