Klimawandel zeigt sich erneut im Sommer 2022
August in Baden-Württemberg: zu trocken und zu heiß
Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, bestätigte mit Fakten aus dem umfangreichen LUBW-Datenpool, was alle von uns in den letzten Wochen deutlich gespürt und in ihrer Umgebung wahrgenommen haben: Der August 2022 war in Baden-Württemberg heiß und deutlich zu trocken. Der Sommer hat das Potenzial, die Rekordhitzejahre 2003 und 2018 abzulösen und damit zum bislang heißesten Sommer zu werden.
„Zur Hitze gesellte sich zusätzlich eine Niedrigwassersituation mit Pegelständen, wie wir sie in der Vergangenheit erst im Herbst nach lang anhaltenden Trockenperioden verzeichnet haben“, verdeutlichte Maurer beim Pressegespräch am 30.08.2022 die Lage. Von einer Ausnahmesituation möchte der Präsident nicht mehr reden: „Die Klimamodelle zeigen deutlich, dass wir künftig häufiger solche Sommer erleben werden. Die heißesten Sommer in Baden-Württemberg seit der Wetteraufzeichnung liegen allesamt in diesem Jahrtausend. Die Sommer werden trockener und die Winter nasser.“
23 Hitzetage bisher im Jahr 2022
Stand heute verzeichnet das Kompetenzzentrum Klimawandel der LUBW in diesem Jahr 23 Hitzetage, das sind Tage mit Temperaturen über 30 Grad. Im bisherigen Rekordjahr 2003 gab es 27 Hitzetage.
Niederschläge ähnlich niedrig wie in den Trockenjahren 2003 und 2018
Die Niederschläge in den Sommermonaten Juni, Juli und August 2022 (bis einschließlich 24.08.2022) liegen mit einer Summe von knapp 170 mm in etwa auf dem Niveau der Werte der Trockenjahre 2018 mit 164 mm und 2003 mit 174 mm Niederschlag. Damit dürfte der Sommer 2022 ebenfalls zu den zehn trockensten Sommern in Baden-Württemberg gehören.
Bodensee wird im Sommer künftig häufiger niedrige Pegel aufweisen
Die Auswirkungen des Klimawandels erleben Sommertouristen und Bürgerinnen und Bürger in diesem Jahr am Bodensee deutlich. Der im Jahr 2022 bisher niedrigste sommerliche Wasserstand des Seepegels Konstanz/Bodensee wurde am 17. und 18. August mit jeweils 304 Zentimetern erreicht. Der Seepegel lag damit rund 90 Zentimeter niedriger als zu diesem Datum üblich (Vergleichszeitraum 1961-1990). Der Spiegel des Bodensees am Pegel Konstanz lag damit auf einem so niedrigen Niveau, wie es üblicherweise erst Anfang November erreicht wird.
„Dies wirkt sich entsprechen auch auf den Oberrhein aus“, erläutert Maurer. Aber auch bei allen anderen Flüssen in Baden-Württemberg ist damit zu rechnen, dass mit dem Rückgang der sommerlichen Niederschläge die Flüsse häufiger bereits um diese Jahreszeit deutlich Niedrigwasser führen werden.
Die Landesregierung stellt sich mit der Realisierung des Masterplans Wasserversorgung auf diese Situation ein und „wir unterstützen das Land dabei, in dem wir ergänzend zur Hochwasservorhersagezentrale der LUBW ein Niedrigwasserinformationszentrum aufbauen“, sagt Maurer.
Hintergrundinformation
Klimawandel verändert Niederschlag
Das überwiegend alpine Einzugsgebiet des Bodensees verändert sich durch den Klimawandel. Im Winter wird der Niederschlag in Form von Schnee im Einzugsgebiet gespeichert und kommt daher nicht zum Abfluss. Die Folge sind niedrige Wasserstände in den Wintermonaten. Im Sommer tragen Schneeschmelze und Regen im Einzugsgebiet zu einem, im jahreszeitlichen Vergleich, hohen Wasserstand bei. So war es jedenfalls bisher. Aufgrund des Klimawandels verzeichnet Baden-Württemberg nun geringere Schneerücklagen in den Wintermonaten und ein jahreszeitlich früheres Abschmelzen der Schneedecke. Dies wird künftig zu einem niedrigeren Wasserstand in den Sommermonaten führen. Niederschlag, der im Winter vermehrt als Regen statt Schnee fällt, führt zu einer Erhöhung der winterlichen Seewasserstände.
Weitere Informationen: www.lubw.baden-wuerttemberg.de
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