16
April
2020

Auswirkung der Corona-Pandemie auf Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement

DVW e.V.: Ad-Hoc-Befragung der beruflichen Community

Die Corona-Pandemie beeinflusst unseren privaten und beruflichen Alltag in einem noch nie erlebten Maße. Spätestens seit dem Verfügen der Kontaktsperre hat sich unsere Art des Miteinanders und vor allem auch des Arbeitens massiv gewandelt. Home Office bzw. mobiles Arbeiten zuhause sind inzwischen für viele von uns die Regel – vor wenigen Wochen noch undenkbar. Verbunden mit dieser neuen Situation und allen Unwägbarkeiten für die nächste Zeit kann es je nach Sektor, Tätigkeitsfeld und Arbeitsplatz unterschiedliche Fragen, Anliegen und auch Lösungen geben. Hier sieht der DVW e.V.  einen erheblichen Informationsbedarf für unsere Berufsgemeinschaft, der übergreifend bislang kaum abgedeckt wird.

Bild: © Vektor Kunst iXimus/ Pixabay
Bild: © Vektor Kunst iXimus/ Pixabay

Daher hat sich der DVW e.V. dazu entschieden, unserer Community kurzfristig einen Überblick über die aktuelle Lage in Geodäsie, Geoinformation. Landmanagement und benachbarten Feldern zu verschaffen. Wir sehen dies vor allem vor dem Hintergrund, dass in den unterschiedlichen Bereichen kurzfristig eine Reihe von Entscheidungen anstehen. Erste Ergebnisse wurden bereits am 3. April 2020 veröffentlicht. Nachfolgend haben wir nun die endgültigen Zahlen sowie weitere Ergebnisse zusammengestellt

Erfolgreiche Umfrage nun beendet: 1732 Teilnehmer nach 9 Tagen

Die Beteiligung an der nun abgeschlossenen Umfrage war erfreulich hoch: Insgesamt wurden 1732 Fragebögen ausgefüllt. Nachfolgend sind einige aus unserer Sicht äußerst relevante Ergebnisse und Erkenntnisse dargestellt. Die angegebenen Prozentwerte haben sich gegenüber den ersten Aussagen nicht wesentlich geändert und sind daher vor allem als Aktualisierung zu sehen. Die entsprechenden Abbildungen sowie weitere Diagramme sind unter www.dvw.de/dvw-aktuell/2040-corona-pandemie-umfrage-zur-aktuellen-situation-erfolgreich-beendet zu finden. Das erzielte Ergebnis ist ein sehr erfreulicher Erfolg für den DVW e.V. im Rahmen seiner Netzwerkaktivitäten.

Teilnehmerstruktur: überwiegend behördlicher Bereich, aber mindestens 147 Teilnehmer je Sektor

Die Teilnehmer verteilten sich wie folgt nach Sektoren: 55 % behördlicher Bereich, 9 % Forschung und Lehre (in absoluten Zahlen 147 Teilnehmer, davon 80% mit Lehraufgaben), 21 % Vermessungsbüros und Selbstständige, 15 % Unternehmen. Die Fragen waren überwiegend auf die einzelnen Sektoren zugeschnitten. Es ist daher davon auszugehen, dass die Ergebnisse recht verlässliche Einblicke in die verschiedenen Sektoren geben.

Im behördlichen Bereich lagen die Beteiligungen der mittleren und oberen Leitungsebenen bei 63 % (deutlich überwiegend) und der Mitarbeitenden bei 37 %. In der Forschung und Lehre lagen die Werte bei den Professorinnen/Professoren sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitenden bei 72 % (deutlich überwiegend), bei den Studierenden bei 24 % und beim technischen Personal bei 3 % (5 in absoluten Zahlen und daher nicht auswertbar, jedoch mit Antworten vergleichbar den Professoren und Mitarbeitenden). Im Bereich der Vermessungsbüros und Selbstständigen lag die Beteiligung der Geschäftsleitungen bei 79 % (deutlich überwiegend), bei den Bereichs-/Abteilungsleitungen bei 7% und bei den Mitarbeitenden bei 12 %. Im Bereich der Unternehmen gliederte sich dies wie folgt: Geschäftsleitungen bei 14 %, bei den Bereichs-/Abteilungsleitungen bei 28 % und bei den Mitarbeitenden bei 58 % (deutlich überwiegend).

Verlagerung ins Home Office als Gebot der Stunde – Umsetzung trotz Kurzfristigkeit offenbar recht erfolgreich

In den befragten Bereichen zeigt sich eine kurzfristige, aber weitreichende Realisierung von Home-Office-Arbeitsplätzen. Nach Rückmeldung der Teilnehmer sind im behördlichen Bereich inzwischen in 42 % mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Home Office (3 % vor der Krise), lediglich zu 6 % wird Home Office noch nicht genutzt (21 % vor der Krise). Eine Ausnahme bilden hier die Vermessungsbüros und Selbstständigen, bei denen zwar der Home-Office-Anteil zugenommen hat, jedoch nach wie vor 41 % der Mitarbeitenden dies nicht nutzen (können) – vor der Krise 70 % - überwiegend aufgrund der Erfordernis der persönlichen Anwesenheit.

Über die Sektoren hinweg ist, soweit abgefragt, die Zufriedenheit mit dieser Arbeitsweise bzw. mit den in Betrieben und Einrichtungen getroffenen Maßnahmen insgesamt mit Zustimmungswerten zwischen 80 % und 100 % sehr hoch. Dies liegt offenbar auch an der funktionierenden technischen Ausstattung und den verfügbaren Internetzugängen in weitgehend guter Qualität.

Organisation des fachlichen Austauschs bevorzugt mittels Online-Konferenztools und E-Mail-Kommunikation

VPN-Zugänge haben sich in der Telearbeit bewährt und werden auch in der aktuellen Situation zu einem großen Teil genutzt, wobei sich die Intensität in den einzelnen Sektoren unterscheidet. Online-Kommunikationstools und E-Mails sind derzeit die bevorzugten Kommunikationswerkzeuge (über 30 %). Daneben kommen Kollaborationsplattformen und Telefonkonferenzen zum Einsatz, wobei es hier je nach Arbeitsbereich deutliche Unterschiede geben kann.

Digitale Lehr- und Veranstaltungsformen werden deutlich ausgebaut

Im nun anlaufenden Sommersemester an den Universitäten und Fachhochschulen werden die Veranstaltungen in großem Umfang in digitaler Form stattfinden. Erfahrungen mit digitalen Präsentations- und Interaktionsformen sind in der Lehre derzeit in einer großen methodischen Breite, aber nur bis zu etwa 20 % vorhanden. Eine Ausnahme bilden dabei annotierte Veranstaltungsfolien als Skript (etwa 30 %). Etwa 60 % der Befragten nutzen bereits virtuelle Veranstaltungsformen, 40 % haben dies geplant.

Produktivitätsrückgang aus wirtschaftlicher Sicht derzeit eher als nicht signifikant eingeschätzt

Die Produktivität geht in der aktuellen Situation sowohl im behördlichen als auch im wirtschaftlichen Bereich zurück. Der Produktivitätsverlust wird im Bereich der Wirtschaft überwiegend als nicht signifikant eingeschätzt (Vermessungsbüros/Selbstständige: 75 %, Unternehmen: 69 %). Im behördlichen Bereich wird der Produktivitätsrückgang hingegen zu 45 % als signifikant, aber angesichts der Krise als unvermeidbar sowie zu 15 % als nur in Teilbereichen signifikant gesehen. Im Hinblick auf den Umsatz gehen lediglich 18 % der Vermessungsbüros/Selbstständigen sowie 25 % der Unternehmen von einem spürbaren Rückgang aus.

Derzeit kaum Nutzung der staatlichen Hilfsprogramme – ambivalente Bewertung der langfristigen Auswirkungen

Die Abfrage im Bereich der Selbstständigen und der Unternehmen zeigt, dass die kurzfristig aufgelegten staatlichen Hilfsprogramme zu einem überwiegenden Teil nicht bzw. derzeit nicht nachgefragt werden. Die langfristige Auswirkung der Corona-Krise auf die Firma bzw. das Unternehmen bewertet etwa eine Hälfte der Befragten mit gleichbleibend bzw. positiv, die andere Hälfte hingegen mit negativ bis sehr negativ.

Chancen in der Verstärkung der Digitalisierung und im innerbetrieblichen Zusammenhalt – Schwierigkeiten durch unklare Entwicklungen und erhöhten Organisationsaufwand

Die Chancen, die die aktuelle Krise bietet, werden mehrheitlich in der Verstärkung der Digitalisierung (bis über 50 %) und der Stärkung des innerbetrieblichen Zusammenhalts gesehen. Die genannten Schwierigkeiten liegen vor allem in der generellen Unklarheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung (etwa 40 %) und dem erhöhten Aufwand für Organisation und Abstimmung (etwa 30 %).

 

 

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